Ein Brandschutzkonzept stellt das Herzstück jedes Bauvorhabens hinsichtlich der Sicherstellung der brandschutztechnischen Sicherheit dar. Es beschreibt systematisch, wie die Sicherheit von Menschen, Sachwerten und der Umwelt im Falle eines Brandes gewährleistet wird. Dabei berücksichtigt es unterschiedlichste Einflussfaktoren wie Gebäudenutzung, bauliche Gegebenheiten, gesetzliche Vorgaben und individuelle Anforderungen der Nutzer. In Österreich bilden insbesondere die OIB-Richtlinien (Österreichisches Institut für Bautechnik) die Grundlage für die Erstellung solcher Konzepte. Darüber hinaus gibt es jedoch unterschiedliche Arten von Brandschutzkonzepten, die jeweils verschiedene Anforderungen und Möglichkeiten bieten:

  1. Einhaltung der OIB-Richtlinien
  2. Ingenieurmäßiges Brandschutzkonzept
  3. Wirtschaftliches Brandschutzkonzept

1.) Einhaltung der OIB-Richtlinien

Das Brandschutzkonzept nach den OIB-Richtlinien ist die klassische und häufigste Form des Brandschutzkonzepts. Die OIB-Richtlinien geben dabei klare und detaillierte Vorgaben hinsichtlich baulicher, anlagentechnischer und organisatorischer Maßnahmen, die für jedes Bauvorhaben verpflichtend einzuhalten sind. Ziel dieses Ansatzes ist es, durch standardisierte Vorgaben ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.

Die OIB-Richtlinien umfassen unter anderem:

  • Brandschutztechnische Anforderungen an Wände, Decken, Dächer
  • Anforderungen an Rettungswege, Fluchtwege und deren Kennzeichnung
  • Anforderungen an Brandabschnitte, Brandabschottungen und Rauchabschnitte
  • Vorgaben zur brandschutztechnischen Ausstattung wie Brandmeldeanlagen, Sprinkleranlagen, Rauchabzugsanlagen
  • Vorgaben zur Verwendung und Lagerung brennbarer Materialien

Das Konzept dient dazu, klar und nachvollziehbar nachzuweisen, dass sämtliche Vorgaben der OIB-Richtlinien vollumfänglich eingehalten wurden. Dies erfolgt in der Regel durch detaillierte Planzeichnungen, Tabellen und schriftliche Beschreibungen. Der Vorteil dieses Konzepts liegt vor allem in seiner klaren Struktur und den eindeutigen Vorgaben, was die Überprüfung und Genehmigung durch Behörden erleichtert. Der Nachteil ist jedoch, dass durch die strikten Vorgaben wenig Spielraum für individuelle Lösungen besteht. Besonders bei komplexen oder innovativen Bauprojekten können diese Standardvorgaben unter Umständen nicht immer optimal anwendbar sein.

2.) Ingenieurmäßiges Brandschutzkonzept

Das ingenieurmäßige Brandschutzkonzept verfolgt einen wesentlich flexibleren und individuelleren Ansatz. Hierbei wird die brandschutztechnische Sicherheit nicht ausschließlich anhand normativer Vorgaben, sondern durch gezielte Ingenieursmethoden und Berechnungen nachgewiesen. Grundlage sind dabei anerkannte Berechnungsmodelle und Simulationen, mit denen die tatsächliche Sicherheit des Gebäudes exakt nachgewiesen werden kann. Dieses Vorgehen eröffnet insbesondere bei größeren oder besonders anspruchsvollen Projekten mehr Gestaltungsspielraum.

Typische Verfahren eines ingenieurmäßigen Brandschutzkonzepts umfassen unter anderem:

  • Brandsimulationen (z.B. mittels CFD-Simulationen wie FDS und PyroSim)
  • Berechnungen der Rauchausbreitung und -ableitung
  • Evakuierungsberechnungen (z.B. mit Pathfinder)
  • Berechnung der Tragfähigkeit von Bauteilen unter Brandbeanspruchung
  • Wärmeübertragungsberechnungen zur Bewertung der Temperaturentwicklung in Bauteilen

Ein ingenieurmäßiges Brandschutzkonzept erlaubt eine exakte Anpassung der Maßnahmen an die tatsächliche Risikolage des Gebäudes. Somit kann oftmals ein höheres Sicherheitsniveau erreicht werden als durch rein normative Vorgaben. Zudem können Lösungen entwickelt werden, die wirtschaftlich effizienter und besser auf die spezifischen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind. Allerdings erfordert ein solches Konzept tiefgehendes Fachwissen, umfangreiche Erfahrung in Simulationstechniken und ein hohes Maß an Abstimmung mit Behörden und Prüfinstanzen.

3.) Wirtschaftliches Brandschutzkonzept

Das wirtschaftliche Brandschutzkonzept kombiniert die Vorteile des normativen und ingenieurmäßigen Ansatzes und stellt damit eine maßgeschneiderte Lösung für viele Bauvorhaben dar. Ziel dieses Konzepts ist es, sowohl die Einhaltung der OIB-Richtlinien als auch die Möglichkeiten des ingenieurmäßigen Brandschutzes so zu vereinen, dass ein optimales Verhältnis zwischen Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nutzerfreundlichkeit entsteht.

Dabei werden zunächst alle relevanten Vorgaben der OIB-Richtlinien erfasst und deren mögliche Umsetzung geprüft. Anschließend werden Bereiche identifiziert, in denen Abweichungen von den normativen Vorgaben sinnvoll oder notwendig sein könnten. Genau hier greift der ingenieurmäßige Ansatz. Mittels gezielter Berechnungen und Simulationen wird nachgewiesen, dass trotz der Abweichungen das geforderte Sicherheitsniveau mindestens eingehalten, häufig sogar übertroffen wird.

Anwendungsgebiete des wirtschaftlichen Brandschutzkonzepts sind beispielsweise:

  • Sonderbauten wie Hochhäuser, Einkaufszentren oder komplexe Industrieanlagen
  • Renovierungen und Umbauten, bei denen der bestehende Bestand berücksichtigt werden muss
  • Projekte, bei denen besondere Nutzeranforderungen eine individuelle Planung erfordern

Der wesentliche Vorteil eines wirtschaftlichen Brandschutzkonzepts liegt darin, dass die brandschutztechnischen Maßnahmen exakt auf das jeweilige Bauvorhaben abgestimmt werden können. Dadurch ergeben sich häufig erhebliche Kosteneinsparungen gegenüber der rein normativen Umsetzung, da unnötig überdimensionierte Maßnahmen vermieden werden können.

 

Zusammenfassend

Jede der drei Arten von Brandschutzkonzepten hat ihre speziellen Vorzüge und eignet sich für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Während das klassische Konzept nach OIB-Richtlinien klare Standards und eine einfache Nachvollziehbarkeit bietet, eröffnet das ingenieurmäßige Brandschutzkonzept Möglichkeiten zur individuellen Optimierung und höheren Effizienz. Das wirtschaftliche Brandschutzkonzept verbindet schließlich beide Ansätze optimal und ermöglicht maßgeschneiderte Lösungen, die wirtschaftliche Vorteile mit hoher Sicherheit verbinden.

In der Praxis ist die Wahl des richtigen Brandschutzkonzepts immer individuell abzuwägen. Entscheidend sind dabei die spezifischen Anforderungen des Bauvorhabens, die gewünschten Ziele hinsichtlich Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sowie die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort.

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